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ELEKTROTHERAPIE


          Die zur Auslösung einer Kontraktion benötigte Stromstärke der  Durch den steten Polaritätswechsel rufen Wechselströme keine
          Kathode (-) ist also geringer als die der Anode. Da man bei der  elektrolytische Wirkung im Gewebe hervor, weshalb mittefre-
          Elektrostimulation stets bestrebt ist, möglichst geringe Inten-  quente Ströme nicht zur Iontophorese herangezogen werden
          sitäten anzuwenden, wird daher als Reizelektrode (differente  können, andererseits aber auch nicht zu Verätzungen führen
          Elektrode) in der Regel die Kathode (-) verwendet. Dies gilt  können.
          immer bei normalen oder nur leicht gestörten Innervationsver-
          hältnissen (EDEL 1983, 36).
          Umgekehrt kann es sich im Falle der Behandlung totaler Entar-  (AMF) Amplitudenmodulierter mittelfrequenter
          tungen verhalten. Hier kann die ASZ vor der KSZ liegen, d.h. zur  Strom
          Reizung mit der Anode (+) reichen u.U. geringere Stromstärken
          aus als mit der Kathode (-). Aus diesem Grund empfiehlt sich bei
          totalen Entartungen zu Beginn der Behandlung ein Umpolen
          zur Ermittlung der reizstärkeren Elektrode (EDEL 1991, 29f.;
          STEUERNAGEL 1998, 107).




          Intentionsübungen                                   Abb. 15 Amplitudenmodulierter mittelfrequenter Strom

          Die NMEPS folgt der Stimulationstechnik der sog. Intentionsü-  Beim AMF handelt es sich um einen im Gerät vormodulierten,
          bungen nach FOERSTER. Diese Technik besteht in der Koppe-  mittelfrequenten Strom mit der Basisfrequenz 4000Hz.  Je nach
          lung des Versuches der Ausführung einer Willkürkontraktion  Wahl der Modulations-Frequenzwahl wirkt der AMF-Strom anal-
          (im Falle der NMEPS: phonatorische Funktionsübungen) mit der  gesierend, sympathikusdämpfend (80-250Hz) oder hyperämi-
          manuellen Auslösung der Elektrostimulation über einen Hand-  sierend, muskelrelaxierend, sympathikus anregend (0,5-25Hz).
          taster (Abb.14). Intentionsübungen sind vor allem auch bei psy-  Vorprogrammierte und frei einstellbare Frequenzbänder (sich
          chogenen Lähmungen und sog. funktionellen Restlähmungen  verändernde Frequenzen während der Therapie) sollen eine
          angezeigt. Sie stellen ein wichtiges Feedback für das effiziente  Adaption an das Stimulationsmuster verhindern.
          Wiedereinschleifen der zentralnervösen Regulation dar. Aller-
          dings setzt dies eine hohe Trainingshäufigkeit (mehrmals täglich,
          kurze Intervalle) voraus (EDEL 1991, 170; MARTÍN 2000, 371f.).     (MT) Mittelfrequenz-Muskeltraining











                                                              Abb. 16 Mittelfrequenz-Muskeltraining

                                                              MT ist eine Mittelfrequenz-Modulation mit der Basisfrequenz
                                                              2500 Hz zur Muskelstimulation. Die für den Patienten ver-
                                                              gleichsweise gut verträgliche Mittelfrequenz-Muskelstimulation
                                                              wird vorwiegend zur Stimulation gesunder Muskulatur ver-
          Abb. 14 Koppelung phonatorischer Funktionsübungen mit manuell getrig-  wendet. Sie ist ungeeignet zur Stimulation denervierter Nerv-
          gerten Stromimpulsen (Intentionsübungen)            Muskelsysteme (EDEL 1991, 157ff).




          MITTELFREQUENTE STRÖME

          Durch ihre hohe Grundfrequenz überwinden mittelfrequente
          Ströme den Widerstand der oberen Gewebeschichten besser als
          niederfrequente Ströme, was ihre Tiefenwirkung erhöht und
          die sensible Belästigung des Patienten reduziert. Mittelfre-
          quente Ströme sind Wechselströme.





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