Page 12 - vocaSTIM®-Master-Therapieanleitung
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ELEKTROTHERAPIE
Die zur Auslösung einer Kontraktion benötigte Stromstärke der Durch den steten Polaritätswechsel rufen Wechselströme keine
Kathode (-) ist also geringer als die der Anode. Da man bei der elektrolytische Wirkung im Gewebe hervor, weshalb mittefre-
Elektrostimulation stets bestrebt ist, möglichst geringe Inten- quente Ströme nicht zur Iontophorese herangezogen werden
sitäten anzuwenden, wird daher als Reizelektrode (differente können, andererseits aber auch nicht zu Verätzungen führen
Elektrode) in der Regel die Kathode (-) verwendet. Dies gilt können.
immer bei normalen oder nur leicht gestörten Innervationsver-
hältnissen (EDEL 1983, 36).
Umgekehrt kann es sich im Falle der Behandlung totaler Entar- (AMF) Amplitudenmodulierter mittelfrequenter
tungen verhalten. Hier kann die ASZ vor der KSZ liegen, d.h. zur Strom
Reizung mit der Anode (+) reichen u.U. geringere Stromstärken
aus als mit der Kathode (-). Aus diesem Grund empfiehlt sich bei
totalen Entartungen zu Beginn der Behandlung ein Umpolen
zur Ermittlung der reizstärkeren Elektrode (EDEL 1991, 29f.;
STEUERNAGEL 1998, 107).
Intentionsübungen Abb. 15 Amplitudenmodulierter mittelfrequenter Strom
Die NMEPS folgt der Stimulationstechnik der sog. Intentionsü- Beim AMF handelt es sich um einen im Gerät vormodulierten,
bungen nach FOERSTER. Diese Technik besteht in der Koppe- mittelfrequenten Strom mit der Basisfrequenz 4000Hz. Je nach
lung des Versuches der Ausführung einer Willkürkontraktion Wahl der Modulations-Frequenzwahl wirkt der AMF-Strom anal-
(im Falle der NMEPS: phonatorische Funktionsübungen) mit der gesierend, sympathikusdämpfend (80-250Hz) oder hyperämi-
manuellen Auslösung der Elektrostimulation über einen Hand- sierend, muskelrelaxierend, sympathikus anregend (0,5-25Hz).
taster (Abb.14). Intentionsübungen sind vor allem auch bei psy- Vorprogrammierte und frei einstellbare Frequenzbänder (sich
chogenen Lähmungen und sog. funktionellen Restlähmungen verändernde Frequenzen während der Therapie) sollen eine
angezeigt. Sie stellen ein wichtiges Feedback für das effiziente Adaption an das Stimulationsmuster verhindern.
Wiedereinschleifen der zentralnervösen Regulation dar. Aller-
dings setzt dies eine hohe Trainingshäufigkeit (mehrmals täglich,
kurze Intervalle) voraus (EDEL 1991, 170; MARTÍN 2000, 371f.). (MT) Mittelfrequenz-Muskeltraining
Abb. 16 Mittelfrequenz-Muskeltraining
MT ist eine Mittelfrequenz-Modulation mit der Basisfrequenz
2500 Hz zur Muskelstimulation. Die für den Patienten ver-
gleichsweise gut verträgliche Mittelfrequenz-Muskelstimulation
wird vorwiegend zur Stimulation gesunder Muskulatur ver-
Abb. 14 Koppelung phonatorischer Funktionsübungen mit manuell getrig- wendet. Sie ist ungeeignet zur Stimulation denervierter Nerv-
gerten Stromimpulsen (Intentionsübungen) Muskelsysteme (EDEL 1991, 157ff).
MITTELFREQUENTE STRÖME
Durch ihre hohe Grundfrequenz überwinden mittelfrequente
Ströme den Widerstand der oberen Gewebeschichten besser als
niederfrequente Ströme, was ihre Tiefenwirkung erhöht und
die sensible Belästigung des Patienten reduziert. Mittelfre-
quente Ströme sind Wechselströme.
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