Page 8 - vocaSTIM®-Master-Therapieanleitung
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ELEKTROTHERAPIE
KURZE KLASSIFIZIERUNG DER ELEKTRO- ■ SENSIBLE SCHWELLENWERTE
THERAPEUTISCHEN REIZSTRÖME • Sensibel unterschwellig = Stromstärke ist noch nicht spürbar
• Sensibel schwellig = Stromstärke ist gerade spürbar
Nach Ihrer Generation und spezifischen Wirkungsweise im • Sensibel überschwellig = Stromstärke ist stark spürbar,
Gewebe kann die folgende Klassifizierung der verschiedenen jedoch noch nicht unangenehm
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Reizströme des vocaSTIM vorgenommen werden: • Toleranzgrenze = maximal verträgliches Stromempfinden,
an der Schmerzgrenze
■ GALVANISCHER STROM
Beim galvanischen Strom (G) handelt es sich um einen Gleich- ■ MOTORISCHE SCHWELLENWERTE
strom, der das Gewebe mit konstanter Energie durchströmt. • Motorisch unterschwellig = Stromstärke löst noch keine Muskel-
Galvanischer Strom wird vorwiegend zur Durchblutungsför- aktion aus
derung und Schmerzdämpfung sowie zur Iontophorese (Ein- • Motorisch schwellig = Stromstärke, die minimal spür- und
bringung eines Präparates mit Hilfe des elektrischen Stromes) sichtbare Muskelaktionen hervorruft
eingesetzt. • Motorisch überschwellig = Stromstärke, die deutlich spür-
und sichtbare Muskelaktionen hervorruft.
■ NIEDERFREQUENTE IMPULSSTRÖME
Als niederfrequent gelten Impulsströme mit Frequenzen Bei der Einstellung der Stromstärke gilt die Faustregel der Mini-
unter 1000 Hz. Aus dem Stromformangebot des vocaSTIM ® maldosierung, d.h. die Stromstärke wird so niedrig als möglich,
fallen hierunter die Reizströme IG30, IG50, FM, UR (Ultrareiz- jedoch so stark als notwendig gewählt.
strom), FaS (faradischer Schwellstrom) und T/R (Exponential-
strom). Bei ersteren vier handelt es sich um klassisch durch-
blutungsfördernde sowie analgesierende und muskelrela-
xierende Ströme. FaS und T/R sind bewährte Ströme zur Sti- REIZSTRÖME ZUR NMEPS UND NMEAS
mulation von Nerven und Muskeln. T/R ist der einzige Strom,
mit dem eine Stimulation partieller und kompletter peri- Eine elektrotherapeutische Behandlungseinheit bei Larynxpa-
pherer Paresen gelingt. resen, Aphasie, Dysphasie und Dysarthrie besteht in der Regel
aus zwei Sequenzen:
■ MITTELFREQUENTE STRÖME ■ dem sog. Vorwärmen
Bei den mittelfrequenten Strömen handelt es sich um Wech- ■ der eigentlichen neuromuskulären elektrophonatorischen/
selströme, die durch Überlagerung einer Basisfrequenz (2-9,5 elektroartikulatorischen Stimulation (NMEPS/ NMEAS).
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KHz) mit einer Modulationsfrequenz (0-250 Hz) entstehen. Im Dazu verfügt die Therapie-Einheit vocaSTIM über folgende
Gegensatz zum klassischen Interferenzstrom erfolgt beim Stromformen in speziellen Bedienmenüs:
AMF-Strom (Amplituden-modulierter mittelfrequenter Strom)
sowie beim mittelfrequenten Strom zur Muskelstimulation
(MT) diese Überlagerung nicht erst im Gewebe des Patienten, GALVANISCHER STROM
sondern bereits im Gerät. Die hohe therapeutische Effektivtät
mittelfrequenter Ströme ergibt sich durch ihre minimale Hau- (G) Galvanisation
treizung bei ausgeprägter Tiefenwirkung und damit guter
Akzeptanz durch den Patienten (GILLERT ET AL. 1995, 118ff.).
Abb. 3 Galvanischer Strom
DOSIERUNG DER STROMSTÄRKE IN DER
ELEKTROTHERAPIE Bei der Galvanisation G handelt es sich um Gleichstrom, der ohne
Schwankungen oder Unterbrechungen fließt. Durch die Beein-
Neben den anderen Dosierungsparametern (Impulsform, Impuls- flussung vasomotorischer Nerven und die Freisetzung gefäßak-
dauer, Pausendauer, Frequenz, Behandlungsdauer, Behand- tiver Substanzen vermag die Galvanisation eine Vasodilatation
lungsintervall) kommt bei der Elektrotherapie vor allem auch und eine anhaltende lokale Hyperaemie (galvanisches Erythem)
der Wahl der Stromstärke eine wichtige Rolle zu. Die Wahl der hervorzurufen. Der erhöhten Durchblutung wird nachgesagt,
Stromstärke kann nicht primär nach mA-Werten auf der Anzei- dass sie u.a. zu einer verbesserten lokalen Versorgung mit Nähr-
ge des Gerätes erfolgen, da die Voraussetzungen für elektro- stoffen und Stoffwechselsteigerung führt. Im Gegensatz zur
therapeutische Anwendungen je nach Behandlungsregion, Elek- Anode hat die Kathode bei Behandlung mit galvanischem Strom
trodenplatzierung, Schweregrad einer Läsion, Stromempfind- eine erregbarkeitssteigernde Wirkung (catelectrotonus), was auf
licheit des Patienten und zahlreichen weiteren Faktoren mitun- Veränderungen am Membranpotential und eine Herabsetzung
ter sehr stark differieren. Vielmehr orientiert sich die Inten- des Schwellenwertes zurückzuführen ist (GILLERT ET AL. 1995,
sitätswahl entweder am Stromempfinden des Patienten oder/ 62ff., LOW ET AL. 2000, 35f.). Die genannten Wirkungen erklären
und der Stärke der Muskelreaktion. Aus diesem Grund wird in den Einsatz der Galvanisation zum "Aufwärmen"
der Elektrotherapie zwischen den sog. sensiblen und motori-
schen Schwellenwerten unterschieden (STEUERNAGEL 1998, 4):
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