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ELEKTROTHERAPIE


          KURZE KLASSIFIZIERUNG DER ELEKTRO-                  ■  SENSIBLE SCHWELLENWERTE
          THERAPEUTISCHEN REIZSTRÖME                            • Sensibel unterschwellig = Stromstärke ist noch nicht spürbar
                                                                • Sensibel schwellig = Stromstärke ist gerade spürbar
          Nach Ihrer Generation und spezifischen Wirkungsweise im  • Sensibel überschwellig = Stromstärke ist stark spürbar,
          Gewebe kann die folgende Klassifizierung der verschiedenen  jedoch noch nicht unangenehm
                              ®
          Reizströme des vocaSTIM vorgenommen werden:           • Toleranzgrenze = maximal verträgliches Stromempfinden,
                                                                  an der Schmerzgrenze
          ■  GALVANISCHER STROM
           Beim galvanischen Strom (G) handelt es sich um einen Gleich-  ■  MOTORISCHE SCHWELLENWERTE
           strom, der das Gewebe mit konstanter Energie durchströmt.  • Motorisch unterschwellig = Stromstärke löst noch keine Muskel-
           Galvanischer Strom wird vorwiegend zur Durchblutungsför-  aktion aus
           derung und Schmerzdämpfung sowie zur Iontophorese (Ein-  • Motorisch schwellig = Stromstärke, die minimal spür- und
           bringung eines Präparates mit Hilfe des elektrischen Stromes)  sichtbare Muskelaktionen hervorruft
           eingesetzt.                                          • Motorisch überschwellig = Stromstärke, die deutlich spür-
                                                                  und sichtbare Muskelaktionen hervorruft.
          ■  NIEDERFREQUENTE IMPULSSTRÖME
           Als niederfrequent gelten Impulsströme mit Frequenzen  Bei der Einstellung der Stromstärke gilt die Faustregel der Mini-
           unter 1000 Hz. Aus dem Stromformangebot des vocaSTIM ®  maldosierung, d.h. die Stromstärke wird so niedrig als möglich,
           fallen hierunter die Reizströme IG30, IG50, FM, UR (Ultrareiz-  jedoch so stark als notwendig gewählt.
           strom), FaS (faradischer Schwellstrom) und T/R (Exponential-
           strom). Bei ersteren vier handelt es sich um klassisch durch-
           blutungsfördernde sowie analgesierende und muskelrela-
           xierende Ströme. FaS und T/R sind bewährte Ströme zur Sti-  REIZSTRÖME ZUR NMEPS UND NMEAS
           mulation von Nerven und Muskeln. T/R ist der einzige Strom,
           mit dem eine Stimulation partieller und kompletter peri-  Eine elektrotherapeutische Behandlungseinheit bei Larynxpa-
           pherer Paresen gelingt.                            resen, Aphasie, Dysphasie und Dysarthrie besteht in der Regel
                                                              aus zwei Sequenzen:
          ■  MITTELFREQUENTE STRÖME                           ■  dem sog. Vorwärmen
           Bei den mittelfrequenten Strömen handelt es sich um Wech-  ■  der eigentlichen neuromuskulären elektrophonatorischen/
           selströme, die durch Überlagerung einer Basisfrequenz (2-9,5  elektroartikulatorischen Stimulation (NMEPS/ NMEAS).
                                                                                                   ®
           KHz) mit einer Modulationsfrequenz (0-250 Hz) entstehen. Im  Dazu verfügt die Therapie-Einheit vocaSTIM über folgende
           Gegensatz zum klassischen Interferenzstrom erfolgt beim  Stromformen in speziellen Bedienmenüs:
           AMF-Strom (Amplituden-modulierter mittelfrequenter Strom)
           sowie beim mittelfrequenten Strom zur Muskelstimulation
           (MT) diese Überlagerung nicht erst im Gewebe des Patienten,  GALVANISCHER STROM
           sondern bereits im Gerät. Die hohe therapeutische Effektivtät
           mittelfrequenter Ströme ergibt sich durch ihre minimale Hau-  (G) Galvanisation
           treizung bei ausgeprägter Tiefenwirkung und damit guter
           Akzeptanz durch den Patienten (GILLERT ET AL. 1995, 118ff.).



                                                              Abb. 3 Galvanischer Strom
          DOSIERUNG DER STROMSTÄRKE IN DER
          ELEKTROTHERAPIE                                     Bei der Galvanisation G handelt es sich um Gleichstrom, der ohne
                                                              Schwankungen oder Unterbrechungen fließt. Durch die Beein-
          Neben den anderen Dosierungsparametern (Impulsform, Impuls-  flussung vasomotorischer Nerven und die Freisetzung gefäßak-
          dauer, Pausendauer, Frequenz, Behandlungsdauer, Behand-  tiver Substanzen vermag die Galvanisation eine Vasodilatation
          lungsintervall) kommt bei der Elektrotherapie vor allem auch  und eine anhaltende lokale Hyperaemie (galvanisches Erythem)
          der Wahl der Stromstärke eine wichtige Rolle zu. Die Wahl der  hervorzurufen. Der erhöhten Durchblutung wird nachgesagt,
          Stromstärke kann nicht primär nach mA-Werten auf der Anzei-  dass sie u.a. zu einer verbesserten lokalen Versorgung mit Nähr-
          ge des Gerätes erfolgen, da die Voraussetzungen für elektro-  stoffen und Stoffwechselsteigerung führt. Im Gegensatz zur
          therapeutische Anwendungen je nach Behandlungsregion, Elek-  Anode hat die Kathode bei Behandlung mit galvanischem Strom
          trodenplatzierung, Schweregrad einer Läsion, Stromempfind-  eine erregbarkeitssteigernde Wirkung (catelectrotonus), was auf
          licheit des Patienten und zahlreichen weiteren Faktoren mitun-  Veränderungen am Membranpotential und eine Herabsetzung
          ter sehr stark differieren. Vielmehr orientiert sich die Inten-  des Schwellenwertes zurückzuführen ist (GILLERT ET AL. 1995,
          sitätswahl entweder am Stromempfinden des Patienten oder/  62ff., LOW ET AL. 2000, 35f.). Die genannten Wirkungen erklären
          und der Stärke der Muskelreaktion. Aus diesem Grund wird in  den Einsatz der Galvanisation zum "Aufwärmen"
          der Elektrotherapie zwischen den sog. sensiblen und motori-
          schen Schwellenwerten unterschieden (STEUERNAGEL 1998, 4):

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