Page 11 - vocaSTIM®-Master-Therapieanleitung
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ELEKTROTHERAPIE
T/R (Exponentialstrom) Wahl der Stromparameter
PAHN (2000, 76) hat für die NMEPS exakte Stromparameter für
die unterschiedlichen, mit dem Akkomodationsquotienten
bestimmten Schädigungsgrade definiert, welche sich in den
T R T Behandlungsvorschlägen (Indikationsregister) des vocaSTIM ®
wieder finden und dort direkt abgerufen werden können (siehe
Abb.2). Die Behandlungsvorschläge unterscheiden sich in der
verwendeten Impulsform, der Impulsdauer sowie der Pausen-
länge zwischen den Impulsen, wobei letztere durch die Abfol-
T R T ge der Funktionsübungen vorgegeben ist. Aufgrund des o.g.
Abb. 11 Rechteck-und Dreieckimpulse mit langsamen Stromanstieg Verhaltens der Akkommodationsfähigkeit eignen sich für eine
selektive Muskelstimulation bei allerschwersten, schwersten und
Exponentialstrom ist der Strom zur selektiven Lähmungsbe- schweren Schädigungen einzig Dreieckimpulse mit sehr langsa-
handlung und somit auch zur NMEPS und NMEAS. Der Termi- mem Stromanstieg und Impulslängen von 1000, 500 und 200 ms.
nus Exponentialstrom stammt aus einer Zeit, als Dreieckimpul- Mit abnehmendem Schweregrad der Schädigung bzw. mit Fort-
se aus technischen Gründen noch nicht generiert werden konn- schreiten des Heilungsprozesses können zur Stimulation Drei-
ten und ersatzweise Exponentialwellen, deren Form der Be- und eckimpulse mit steileren Anstiegsflanken und kürzeren Impuls-
Entladung eines Kondensators entspricht, zur selektiven Mus- zeiten (100, 50, 20, 10 ms) herangezogen werden. Mit Fort-
kelstimulation herangezogen wurden. schreiten der Heilung verringert sich auch die zur Auslösung
Heute – so auch mit dem vocaSTIM - kommen dazu, je nach einer Kontraktion notwendige Stromstärke. Bei ganz leichter
®
Entartungsgrad, verschiedene Impulsformen (unterschiedliche Schädigung wird schließlich eine Stimulation auch mit faradi-
Dreieckimpulse oder auch Trapeze, Exponentialimpuls) mit schem Schwellstrom (s.o.) möglich.
Impulslängen von bis zu 1000 ms zum Einsatz. Dosierung der
Stromstärke: motorisch schwellig bis überschwellig.
Elektrodenanlage
Selektive Muskelstimulation Bei schweren Schädigungen (totale Entartung) scheidet die
Option einer indirekten Reizung (des zugehörigen motorischen
Die selektive Muskelstimulation basiert auf der Akkommodati- Nervs) aus. Zur NMEPS und NMEAS wird daher in der Regel auf
onsfähigkeit normal innervierter Muskeln für langsam anstei- eine monopolare Anlagetechnik zurückgegriffen. Dazu wird
gende Impulse längerer Impulsdauer. Im Gegensatz zu seinen eine in ihrer Fläche größere indifferente Elektrode im Nacken
benachbarten, normal innervierten Muskeln verliert ein dener- fixiert. Als differente Elektrode dient eine kleine Elektrode, an
vierter Muskel seine Akkommodationsfähigkeit. Dies ermög- der sich aufgrund der Flächendifferenz zur indifferenten Elek-
licht die selektive Reizung des denervierten Muskels, ohne dass trode größere Stromdichten einstellen und die dadurch reiz-
die antagonistische oder umliegende Muskulatur bei dieser stärker wird als die indifferente Elektrode.
Stromstärke mit durchschlägt (EDEL 1991, 193ff.).
(Anode) (Kathode)
indifferente Elektrode differente Elektrode
[mA] Kurve eines
denervierten Muskels
Kurve eines
80
normalen Muskels
Bezirk, in dem eine selektive
50 Reizung der denervierten
Muskeln möglich ist
20
Kurve eines
sensiblen Nervens
Abb. 13 Monopolare Elektrodentechnik
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Darüber hinaus muss die Polarität der Elektroden berücksichtigt
langer Dreieck werden, denn Anode (+) und Kathode (-) sind in ihrer Reizcha-
2 impuls
rakteristik auch bei gleicher Elektrodengröße unterschiedlich
0 T stark. Die Kathode hat am Nerv oder Muskel eine im Vergleich
0,1 0,2 0,5 1,2 2 6 12 21 50 100 200 400 1000 [ms]
zur Anode niedrigere Erregbarkeitsschwelle (Katelektrotonus).
Dies ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass Erregungen beim
Abb. 12 Selektive Reizung total denervierter Muskeln durch Exponential- Schließen eines Stromkreises immer von der Kathode (-) ausge-
(Dreieck-) Impulse langer Dauer (nach THOM in EDEL 1991, 194) hen. Daher liegt die sog. Kathodenschließungszuckung (KSZ)
normalerweise vor der Anodenschließungszuckung (ASZ).
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