Page 9 - vocaSTIM®-Master-Therapieanleitung
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ELEKTROTHERAPIE
Dosierung: NIEDERFREQUENTE STRÖME
Galvanischer Strom ruft im Gewebe Ionenwanderungen hervor
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(siehe Abb. 4). Um Verätzungen durch übermäßige Konzentra- Die niederfrequenten Ströme des vocaSTIM können wahl-
tion positiver oder negativer Ionen unter den Elektroden zu ver- weise in monophasischer Form mit galvanischer Basis oder in
meiden, ist daher bei der Applikation von galvanischem Strom biphasischer Form abgegeben werden.
stets besondere Sorgfalt geboten: die Stromstärke darf 0,1mA/cm 2 Galvanische Basis bedeutet, dass dem jeweiligen Strom kon-
aktiver Elektrodenfläche nicht überschreiten. stant (während Impulszeit) eine Basis galvanischen Stromes
der Stärke 5 % (der gewählten Stromstärke in mA) unterlegt
wird. Diese bewirkt ein Verschieben der Reizcharakteristik die-
Körper Schwamm
ser Ströme in Richtung des galvanischen Stromes G, verstärkt
Metallplatte
also v.a. zusätzlich ihre hyperämisierende, aber auch ihre elek-
trolytische Wirkung.
Niederfrequente Ströme in ihrer monophasischen Form rufen
Anode Kathode
wie galvanischer Strom einen Ionentransport im Gewebe her-
vor. Zu lange Anwendungen oder zu hohe Dosierungen kön-
nen zu Hautverätzungen durch Alkalisierung an der Kathode
und Konzentration saurer Ionen an der Anode führen. Diese
elektrolytische Wirkung läßt sich durch die Anwendung der
Ströme in ihrer biphasischen Form vermeiden. In der bipha-
sischen Form folgt jedem Impuls ein Impuls mit umgekehrter
Polarität, wodurch die elektrolytische Wirkung und die Ver-
Abb. 4 Ionenwanderung im Gewebe unter dem ätzungsgefahr niederfrequenter Ströme reduziert wird. Bipha-
Einfluss galvanischen Stromes sische Ströme werden darüber hinaus vom Patienten als ange-
nehmer empfunden als ihr monophasisches Pendant.
Bei der sog. Iontophorese (perkutane Einbringung von Medi-
kamenten mit Hilfe des galvanischen Stromes) macht man sich (UR) Ultrareizstrom (nach TRÄBERT)
diesen Ionentransport gezielt zu Nutze. Positive Ionen (Katio-
nen) wandern unter dem Einfluss galvanischen Stromes zur
Kathode, negative (Anionen) hingegen zur Anode. Platziert man
nun ein Medikament zwischen den Elektroden und der Haut
des Patienten, so wandern Wirkstoff-Ionen entsprechend ihrer
T R T
Ladung in das Gewebe. Je nach ionischer Zusammensetzung
eines Medikaments erfolgt seine Einbringung daher entweder
unter der Anode oder unter der Kathode. Abb.5 zeigt die Ein-
bringung eines Wirkstoffes mit positiven Ionen unter der Anode.
T R
Körper Schwamm
Abb. 6 Ultrareizstrom, mono- und biphasisch
Salbe Metallplatte
Der Ultrareizstrom hat eine Reizfrequenz von 143 Hz und setzt
sich zusammen aus Rechteckimpulsen mit einer Dauer von 2 ms.
Anode Kathode
Er löst ein charakteristisches Wogen bzw. Kneten im Muskel
aus, was vielfach auch als Reizstrommassage zitiert wird. Der
UR ist eine weit verbreitete Stromform mit analgetischer und
stark hyperämisierender Wirkung. Aufgrund seiner guten Ver-
träglichkeit wird der UR gerne bei posttraumatischen Schmerz-
zuständen und stromsensiblen Patienten angewendet. Aller-
dings stellt sich aufgrund der guten Verträglichkeit auch sehr
schnell ein Gewöhnungseffekt ein, dem mit Nachregeln der
Abb. 5 Iontophorese eines Wirkstoffes mit posi- Intensität während der Behandlung begegnet werden kann
tiven Ionen (EDEL 1991, 205). Dosierung der Stromstärke: sensibel schwel-
lig bis überschwellig.
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